Inhalt
Bei der Abklärung eines Verdachts auf Kindeswohlgefährdung spielen psychische Erkrankungen von Elternteilen sehr häufig eine Rolle. Auch bei der weiteren Zusammenarbeit im Kinderschutz mit betroffenen Familien gilt es, Fachwissen gezielt anzuwenden und mit viel Sensibilität passgenaue Unterstützung zu leisten.
Wie wirken sich psychische Erkrankungen auf die Fürsorgefähigkeit der Eltern und die Bindungsentwicklung zum Kind aus? Worauf sollte man bei Gefährdungseinschätzungen und Einschätzungen zur Erziehungsfähigkeit besonders achten? Wie kann die Zusammenarbeit mit den Eltern und die Förderung der Kinder zur Abwendung von Gefährdungen gelingen? Wie kann man einer transgenerationalen Weitergabe von Traumata und psychischen Erkrankungen entgegenwirken?
Auf diesem Fachtag werden wir in Vorträgen und Workshops einige Antworten auf diese Fragen finden. Dabei geht es auch um mögliche Vorgehensweisen und Praxistipps.
Herzliche Einladung zum Fachtag Kinderschutzfachkraft in Vlotho!
Nutzen
- Fachwissen zum Thema erweitern
- Anregungen für die Gestaltung von Gefährdungseinschätzungen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdungen nach §8a SGB VIII bei Familien mit psychisch erkrankten Elternteilen
- Anregungen für die Zusammenarbeit mit den Eltern und Förderung der Kinder
- Austausch und Praxistipps
- Kennenlernen von Materialien und Vorgehensweisen
Zeitrahmen / Programm
Der Fachtag startet um 09.30h mit einem Stehcafé und endet um ca. 17.00h
Auf Wunsch ist eine Voranreise am Montag, den 08.06.26, möglich: Anreise 17-18h, 18.00h Abendessen. Bitte bei der Anmeldung angeben.
Fachtag 09.06.2026
Ab 09.30 Uhr Stehcafé
Start:
10.00 Uhr Begrüßung durch Stefanie Schneider
10.15 Uhr 1. Referat Dr. Michael Hipp
Themen: Auswirkungen auf elterliche Fürsorgefähigkeit und Entwicklung kindlicher Bindungsfähigkeit / Transgenerationale Übertragungen / Bindungsverhalten / Fehleinstellung der autonomen Stressbewältigungssysteme
11.00 Uhr kurze Pause
11.15 Uhr 2. Referat Dr. Michael Hipp
Themen: Entwicklung der Affektregulation / Mentalisierungsdefizit und sekundäre Traumatisierung der Kinder / Trauma und daraus häufig folgende Vernachlässigung und Gewalt / Hochkomplexer Hilfebedarf als Multiinstitutionelle Herausforderung / Verbesserung der Passung zwischen Bedürfnissen der Klient:innen und den multiprofessionellen Angeboten
12.00 Uhr Mittagessen
13.00 Uhr-14.15 Uhr
3. Referat Dr. Michael Hipp
Themen: Kriterienkatalog zur Einschätzung der Erziehungsfähigkeit bei psychisch beeinträchtigten Eltern
14.15 Uhr Pause
14.30 Uhr – 16.00 Uhr Workshops:
a) Jutta Kuhnhenn: Resilienzförderung - Wie geht das? Praxistipps um Kinder stark zu machen
b) Anja Thürnau: Elterngespräche im Kinderschutz - Systemisch-kontextsensible Gesprächsführung im Kinderschutz (SYKK®)
c) Ines Eckmann-Weduwen: Gefährdungseinschätzung zum Kindeswohl bei Familiensystemen mit psychisch erkrankten Elternteilen
d) LJA, Heidi Knapp: Bindungsentwicklungen bei Kindern von psychisch kranken Eltern und korrigierende Interventionen
16.00 Uhr – 16.30 Uhr Kaffee und Kuchenpause
16.30 Uhr Podiumsdiskussion mit den Referent:innen aus den Workshops: zusammengefasste Hinweise aus den Workshops, Leitfragen zur Gefährdungseinschätzung, Praxistipps und Fragen aus dem Publikum
17.00 Uhr Ende
Bitte bei der Anmeldung die Wahl des Workshops angeben.
Hier die Beschreibungen der Inhalte:
a) Jutta Kuhnhenn: Resilienzförderung - Wie geht das? Praxistipps um Kinder stark zu machen
In diesem Workshop begeben wir uns gemeinsam gezielt auf die Suche nach Ressourcen bei Kindern, die mit psychisch erkrankten Elternteilen aufwachsen. Beim Erfahrungsaustausch mit anderen Fachkräften gibt es viele Praxistipps, wie Resilienz bei Kindern gestärkt werden kann. Durch alternative Bezugspersonen und den Ausbau eines Netzwerks können Kinder mehr Halt finden. Für die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen im Einzel- und Gruppensetting gibt es methodische Anregungen, Materialien und viele mutmachende Beispiele. So können Sie Ihren ressourcenorientierten Blick schärfen und den Kindern bewusst Möglichkeiten für Selbstwirksamkeitserfahrungen anbieten.
b) Anja Thürnau: Elterngespräche im Kinderschutz - Systemisch-kontextsensible Gesprächsführung im Kinderschutz (SYKK®)
Kinderschutzgespräche mit psychisch erkrankten Eltern (mit und ohne Diagnose) benötigen eine spezielle Gesprächsführung. Alle Kinderschutzkräfte, und die Fachkräfte im Jugendamt im Speziellen, haben es mit multiplen Emotionen, Ambiguitäten und Konfliktlagen zu tun. In der Gesprächsführung im Kinderschutz bewegen sich diese Fachkräfte im Zwangskontext und zusätzlich temporär in Konfliktfeldern. Die gesprächsführende Kinderschutzkraft sollte sicher durch Gesprächskontexte navigieren und die anwesenden Eltern ko-regulieren können. Dabei gleichzeitig in der eigenen Kompetenz und Zuversicht zu bleiben ist keine unlösbare Aufgabe, sondern ist eine Sache von Bonding- und Beratungskompetenz! Dieser Workshop führt in die Struktur der SYKK®-Gesprächsführung mit Eltern im Kinderschutz ein. Teilnehmende sollten deshalb tätige und handelnde Fachkräfte im Kinderschutz sein, da diese Gesprächsführung im Workshop in Teilen geübt wird.
c) Ines Eckmann-Weduwen: Gefährdungseinschätzung zum Kindeswohl bei Familiensystemen mit psychisch erkrankten Elternteilen
Die vorrangigen Aufgaben von pädagogischen Fachkräften bestehen darin, mögliche Kindeswohlgefährdungen zu erkennen, im Rahmen einer Risikoeinschätzung mit anderen Fachkräften einzuschätzen und ausgehend vom Ergebnis der Einschätzung weitergehende Maßnahmen zu planen und durchzuführen.
Dabei gibt es gerade bei Eltern mit psychischen Erkrankungen viele Fallstricke. Manchmal hat man mehr Hypothesen als tatsächliche Beobachtungen und Fakten. Häufig ist unklar, ob tatsächlich eine Diagnose vorliegt und ob diese passend ist. Es gibt ggf. viele Spekulationen darüber, was die Kinder zu Hause erleben, wenn keine Fachkraft vor Ort ist und die Kinder in der Kita oder Schule fehlen.
• Wie kann man in einem solchen Fall eine passende Gefährdungseinschätzung vornehmen?
• Wie kann man Risikofaktoren und Schutzfaktoren gegeneinander abwägen?
Anhand eines vorbereiteten anonymisierten Fallbeispiels zu einer Familiensituation, werden exemplarisch im Rahmen der Gefährdungseinschätzung einige Antworten und mögliche Strategien erarbeitet.
d) LJA, Heidi Knapp: Bindungsentwicklungen bei Kindern von psychisch kranken Eltern und korrigierende Interventionen
In der pädagogischen Arbeit ist das frühzeitige Erkennen von Belastungen in der Elternschaft und dem Entstehen von kindlichen Bindungsunsicherheiten bis hin zu Bindungsstörungen zentral, die sich in unterschiedlichen Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Notwendig sind dem jeweiligen kindlichen Bindungsmuster entsprechende Interventionen.
Denn: Was in Beziehungen verletzt wurde kann nur in Beziehungen heilen.
Neben Inputs zu den Bindungsmustern stehen das Reflektieren eigner Fälle und Praxistipps im Mittelpunkt des Workshops.
Methoden
Impulsvortrag, Workshops, Posiumsdiskussion
Anbieter
LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho
Referentin / Referent
Dr. Michael Hipp
Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie
Jutta Kuhnhenn
Erzieherin
Ines Eckmann-Weduwen
Dipl. Sozialpädagogin, Systemische Familientherapeutin, Kinderschutzfachkraft
Anja Thürnau
Dipl. Sozialpädagogin, Erzieherin, Systemische Therapeutin (SG), Insoweit erfahrene Fachkraft
Stefanie Schneider
Dipl.-Pädagogin
Auskunft zu Anmeldung und Organisation